Berufsausbildung Bauzeichner/in

Die Berufsausbildungsverordnung und der Rahmenlehrplan stehen als PDF-Datei zur Verfügung.

Ist die Vergütung für Bauzeichner/innen in der Lehre angemessen? Eine Orientierungshilfe für unsere Mitglieder.

Entscheidet sich ein junger Mensch für einen Lehrberuf, dann mag es dafür allerlei Gründe geben. Ein Lehrberuf eröffnet eine Lebensgrundlage. In Deutschland hat dieser Ausbildungszweig seinen festen Platz in der Bildungswelt, und der Erfolg der deutschen Wirtschaft wird nicht zuletzt auf diese Tradition zurückgeführt. Wir haben damit vielen anderen europäischen Ländern etwas voraus:

Eine Lehre ist eine Ausbildung mit einem angemessenen theoretischen und einem umfänglichen praktischen Teil mit einer intensiven Einführung in das Berufsleben im Unternehmen. So ist es auch mit dem Beruf des Bauzeichners oder der Bauzeichnerin.  Andere Länder schicken die jungen Leute in dieser Zeit auf eine „Hochschule“, auf der sie dann nur in der Theorie diesen Beruf erlernen sollen. Deutschland tut gut daran, diese ihr eigene Berufsausbildung nicht im Zuge des Bologna-Prozesses und der Pisa-Diskussion zu opfern. Der praktische Teil im Unternehmen sichert den jungen Leuten meist eine solide Ausbildungsgrundlage, und sie bekommen für die Ausbildung eine Vergütung. Diese steigt von Jahr zu Jahr mit den Einsatzmöglichkeiten im Unternehmen. Im Rahmen einer Umfrage in den Architektur- und Ingenieurbüros in Schleswig-Holstein zur Organisation der Ausbildung von Bauzeichnern wurde auch die Frage nach der Vergütung gestellt. Es gab einen Artikel im Presseorgan der AIK SH. Die Fragebögen konnten im Internet der AIK SH abgerufen werden. Von den insgesamt 36 eingeschickten Fragebögen hatten 18 Büros die Frage nach der Vergütung beantwortet. Hier die Ergebnisse:

 MittelwertMinimalMaximalIHK
Erstes Lehrjahr470 EUR350 EUR695 EUR476 EUR
Zweites Lehrjahr577 EUR500 EUR736 EUR615 EUR
Drittes Lehrjahr690 EUR600 EUR800 EUR754 EUR

Die IKH hat Vergütungen für Bauzeichner und Bauzeichnerinnen veröffentlicht, die inflationsbereinigt in der Tabelle wiedergegeben sind. Der Mittelwert der Umfragestichprobe liegt im ersten Lehrjahr etwas unter dem von der IHK empfohlenen Wert. Zwei Drittel der Büros im zweiten Lehrjahr und gar 81% der Büros im dritten Jahr zahlen weniger als den von der IKH empfohlenen Wert.

Zwar mögen die Lebenshaltungskosten im Flächenland Schleswig-Holstein relativ gering sein, es fallen jedoch Fahrtkosten zum Ausbildungsplatz und zur Berufsschule bei lediglich drei Berufsschulen im Land in zunehmend hohem Maße an. Natürlich muss die Ausbildungsvergütung angemessen und für das Unternehmen darstellbar sein. Aber auch die Belange der jungen Menschen, in deren Zukunft wir investieren müssen, sollen gebührend berücksichtigt werden. Im Übrigen verweisen wir auf den Tarifvertrag ASIA.

Dr.-Ing. Günther Schall
Sprecher des Kompetenzfeldes „Aus- und Fortbildung“ im Hauptausschuss der AIK SH

11.03.2013

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Zusammenfassung der Umfrage zur Bauzeichnerausbildung in Schleswig Holstein bei Mitgliedern der AIK

Vorbemerkung:  Im nachfolgenden Text soll für Bauzeichner immer Bauzeichnerinnen und Bauzeichner, für Ingenieur immer Ingenieurinnen und Ingenieur und für Architekt immer Architektin und Architekt stehen.

(Dr. Ing. Günther Schall, Hauptausschuss der AIK)

Es haben sich zehn Büros davon fünf Ingenieur- und fünf Architekturbüros beteiligt. Dabei sind auch  vier „große“ Büros mit mehr als 10 Ingenieuren. Zwei davon haben mehr als zwei Inhaber. Ein großes Architekturbüro beschäftigt fast ausschließlich Ingenieure. Die anderen drei großen Büros sind Ingenieurbüros für Ingenieurbau und Tragwerkplanung.

Zwei der großen Büros beschäftigen mehr als zehn Bauzeichner, die anderen Büros jeweils sieben Bauzeichner.

Fast jedes Büro bildet auch eigene Bauzeichner, wobei die meisten Büros nur einen Bauzeichner und höchstens zwei Bauzeichner ausbilden.

In fast allen Büros arbeiten die Bauzeichner überwiegend selbstständig. Nur in zwei Architekturbüros mit dem Schwerpunkt im Hochbau und in einem Ingenieurbüro für Tiefbau und Umweltplanung (Straße, Wasser und Verkehr) arbeiten die Zeichner zu einem erheblichen Teil daran, die Zeichnungen der Architekten und Ingenieure zu finalisieren und zu plotten (etc.).

Von den zehn beteiligten Büros bilden acht aus. Zwei Büros, es handelt sich in beiden Fällen um Architekturbüros im Hochbau, würden jeweils einen Bauzeichner ausbilden, wenn die Schulausbildung der Bauzeichner im Tagesunterricht stattfinden würde.

Von den acht Büros, die ausbilden, sind in zweien die Bauzeichner in der Schulausbildung im Tagesunterricht. In allen anderen Büros sind sie im Blockunterricht.

Kein Inhaber oder keine Inhaberin von Büros, deren Bauzeichnern im Tagesunterricht sind, wünscht sich Blockunterricht.

In zwei Büros, in denen die Bauzeichner im Blockunterricht ausgebildet werden, wünschen die Inhaber, dass es so bleibt. Bei den Begründungen für den Blockunterricht wird genannt, dass insbesondere die Schulausbildung effektiver gestaltet werden kann und dass die Bauzeichner für die Zeit im Büro ununterbrochen zur Verfügung stehen.

In allen anderen vier Büros, in denen der Unterricht im Blockunterricht stattfindet, wünschen die Inhaber Tagesunterricht. Als Begründung wird allgemein angeführt, dass im Blockunterricht keine kontinuierliche Arbeit möglich ist, weil die Ausfallzeiten im Büro zu groß sind.

Bei den Auszubildenden wünschen sich zwei Tagesunterricht, drei Blockunterricht und drei haben keine Meinung oder der Inhaber hat die Meinung bewusst oder unbewusst nicht abgefragt oder weitergegeben.

Bei der Frage, ob bei einer anderen Unterrichtsform mehr oder grundsätzlich Bauzeichner ausgebildet werden würden, antworteten die Inhaber der Büros, die derzeit nicht ausbilden, dass der Wechsel zum Tagesunterricht ein Grund wäre, um einen Bauzeichner auszubilden.

Die Bereitschaft, einen Bauzeichner derzeit einzustellen, ist gering, wohingegen die Bereitschaft einen Bauzeichner auszubilden bei den beteiligen Büros mit 70% sehr groß ist.

Auf die Frage nach sonstigen Verbesserungsvorschlägen wurden von den Büroinhabern folgende Aussagen getroffen:

(Hier wird der Text unverändert wiedergegeben:)

  • Baustellenpraktikum statt überbetrieblicher Ausbildung
  • Wenn wir mit „ordentlichen“ Plänen gegen den „Müll“ antreten müssen, den leider viele Kollegen liefern, haben wir leider ein Preisproblem (das es mit HOAI eigentlich nicht geben dürfte). Es gäbe mehr Bedarf (Anm: für Bauzeichner), wenn die Kollegen ihre Berufspflichten ernst nehmen würden.
  • Wenn Weiterbildung zum Techniker nicht so schwierig wäre, würden einige Bauzeichner  „nach oben“ abwandern und den Weg für neue Bauzeichner frei machen.
  • Warum soll ein Zeichner nicht relativ selbstständig einfache Beweissicherung, Baukontrollen, SiGe-Aufgaben übernehmen können?

Die Umfrage nach CAD-System ergab kein einheitliches Bild. Folgende Systeme, die benutzt werden, wurden genannt:

  • AutoCad (3)
  • GeoVision (1)
  • Glaser (2)
  • isb-cad (1)
  • Geografische Informationssysteme (1)
  • Micro Station (2)
  • Revit (1)
  • Arch (1)

01.03.2012