Fotowettbewerb 2007: Was gibt´s Neues?
Architektur seit dem Jahr 2000
Liste der prämierten Bilder
Gruppe A: Platz 1
Johanna K.
Schule: Gymnasium Altenholz
Die Intention der Architekturfotografie hat sich in den letzten Jahrzehnten vom objektiv-dokumentarischen Anspruch (ein Gebäude muß in seinen wesentlichen Merkmalen im Bild unverzerrt erfasst werden) hin zu einer subjektiv-expressionistischen Befragung der Oberfläche des fotografischen Objekts entwickelt. Die Erscheinung des Gegenstandes, seine materielle Beschaffenheit, Struktur, Farbe usw. dient nun symbolisch als Bedeutungsträger.
Johanna Krüger isoliert mit dem Blick durch das Teleobjektiv auf interessante Weise ein Fassadendetail. Durch die Art und Weise, wie sie an das Gebäude herangeht und es mit der Kamera beobachtet, macht sie durch ihre seitliche schräge Untersicht den Rhythmus von diagonalen und vertikalen Fassadenelementen sichtbar. Diese Dynamik balanciert sie gekonnt durch die Ruhe horizontal geordneter Fassadenelemente (Fenster, Wandverkleidung) aus. Die zarte Spiegelung des Himmels im Glas der Fassade hellt das Bild auf und nimmt ihm die Schwere. Der architektonische Blick auf die filigrane Hülle vor der Hülle betont die ästhetischen Aspekte gegenüber technischer Notwendigkeit .
Fazit: Das Bild ist ästhetisch und technisch bemerkenswert umgesetzt, es mutet „professionell“ an.
Gruppe A: Platz 2
Anja Sophie E.
Schule: Gymnasium Altenholz
Motivwahl: IHK
Ein Stilmittel moderner Architektur, die freie Auskragung über die Strasse, wird durch steile Untersicht und nahes Herantreten an das Gebäude dramatisch übersteigert. Das horizontale Raster der Wandverkleidungsplatten kontrastiert lebhaft mit den anthrazit-dunklen tragenden Fassadenelementen; das Gebäude strebt perspektivisch verjüngend dem Himmel entgegen.
Fazit: Eine klare Formensprache, wie bei professionellen Architekturfotografen, die in Ihrer Wirkung noch gesteigert werden könnte durch Parallelität der vertikalen Linien zum linken Bildrand und horizontale Parallelität der Wandplatten zur unteren Bildkante.
Gruppe A: Lobende Erwähnung
Sina K. R.
Schule: Gymnasium Altenholz
Motivwahl: ist nicht benannt, wird abgefragt.
Die Fotografin verdichtet mit dem Teleobjektiv die Kubatur des Gebäudes flächig- zweidimensional. Durch die Art und Weise, wie sie gegenüber dem Gebäude ihren Standpunkt bezieht, den Ausschnitt bestimmt und sorgsam registrierte Wirkungen des Tageslichts einbezieht, schafft sie eine ruhige Komposition grauer, horizontaler Rechtecke, die lebhaft mit dem vertikalen Rechteck des Himmels kontrastieren.
Die in einheitlich hellem Ton gehaltenen Putzflächen entwickeln im seitlich auftreffenden Sonnenlicht ein interessantes Spiel von Licht und Schatten; eine Grauskala, die von der dunklen Verglasung der Fenster gestützt wird. Nur sehr verhalten gestatten sie einen reflektierten Ausblick in die grüne Umgebung des Hauses. In der rechten oberen Ecke gibt das Gebäude den Blick auf einen surrealistischen Himmel frei, ein vertikales Rechteck – flächig, ohne Perspektive, Fluchtpunkt. Der Betrachter entkommt dem Minimalismus des Gebäudes nicht.
Fazit: Die Fotografin Inszeniert einen Gebäudeausschnitt, dessen Elemente zwar die Zuordnung in eine moderne Architekturepisode zulassen, jedoch keinen spezifischen Bezug herstellen. Klassische Moderne wird hier durch klare, ruhige Linien transportiert. Das Bild überzeugt auf den ersten Blick durch seine formale Klarheit, auf den zweiten Blick gewinnt es den Betrachter durch subtile Tiefgründigkeit.
Gruppe B: Platz 1
Michael Sch.
Schule: Bernstorff-Gymnasium zu Satrup
Motivwahl: Flensburg Galeria/Steinbachhaus.
eigt die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema des Wettbewerbs.
Der Schüler hat mit analoger Technik gearbeitet. Die Arbeit „ohne Filter“ und mit „Normalbrennweite“ dokumentiert, das er „Realität“ darstellen wollte. Diese Realität wird in einer Momentaufnahme eindringlich und sachlich dargelegt. Er thematisiert den Konflikt zwischen historischer Bausubstanz und neuen urbanen Nutzungsansprüchen.
Den Preisträger beeindruckt , wie sich ein denkmalgeschützter Bestandsbau und moderne Kaufhausarchitektur überlagern und durchdringen. Aus dem Gegeneinander wird spannendes Miteinander. Die spiegelnde Glasfassade wird zu einem „Bildschirm“, der das städtebauliche Umfeld reflektiert.
Er behält die neutrale Position des Beobachters in seiner bildnerischen Umsetzung bei. In bester dokumntarischer Tradition unterlässt er subjektive Bedeutunsaufladungen und „kreative“ Spielerei. Seine Kreativität besteht darin, mit der Kamera einen Standpunkt so zu beziehen, dass die Synthese von Denkmalschutz und moderner Kaufhausaarchitektur evident wird in den bildnerisch vorgetragenen architektonischen Details ablesbar wird.
Das Bild könnte seine Aussage eindringlicher vortragen: die Korrektur stürzender Linien (auch nachträglich in einem Bildbearbeitungsprogramm) und eine Digitalisierung, die auch die Lichter- und Schattenpartien durchgezeichnet hätte, hätten die Bildaussage noch frappierender werden lassen.
Es ist eines der sehr wenigen Fotos, denen man auch die inhaltliche Auseinandersetzung mit Architektur ansieht.
Gruppe B: Platz 2
Martina A.
Schule: Johann-Heinrich-Voss-Schule Eutin
Motivwahl: Sana Klinik Eutin
Über- und Hinterschneidungen, entstanden durch ein Wechselspiel von Architektur und Topographie, werden durch genaue Beobachtung erkannt und durch sorgfältige Standortwahl mit der Kamera sichtbar gemacht.
Es entsteht ein interessanter Bildrhythmus von Diagonalen und Vertikalen, von architektonischen und landschaftlichen Flächen, von sichtbar gemachten Materialitäten ( Glas, Stahl, gelbe Klinkerwand, Holzverschalung, Rasen, Findling. Durch die Art und Weise, wie Martina Armbrecht das holzverschalte, einem Schiffsbug ähnliche Gebäude entsteht eine surreal anmutende Bildwirkung, die die Phantasie des Betrachters provoziert.
Fazit: Reduziertes, nahezu abstraktes Zusammenspiel von Landschaftsmodellierung und Architektur, von Farben und Texturen.
Gruppe B: Platz 3
Henrike K.
Schule: Friedrich-Paulsen-Schule Niebüll
Motivwahl: Neuer Fähranleger Dagebüll.
Henrike Ketelsen ist eine der ganz wenigen Teilnehmerinnen, die eine vollständige Gebäudeansicht angefertigt haben. Ihre Ansicht des „Neuen Fähranlegers in Dagebüll“ ist professionell gekonnt umgesetzt: das Bild dokumentiert alle wesentlichen Gebäudemerkmale. Durch seitlich auftreffendes Sonnenlicht wird das Gebäude plastisch modelliert und zugleich als Terminalgebäude touristisch attraktiv in Szene gesetzt. Durch die Einbindung von Personen gewinnt das Gebäude zugleich eine menschliche Dimension. Deutlich ist der Gebäudegestus erfasst: der Bug eines Schiffes, das in See sticht. Trotz harten Seitenlichts ist das Bild in allen Details lesbar: Die Öffnung zum Meer ist sogar in der Transparenz der Glasfassade ablesbar: verschattete
Partien versinken nicht in undifferenziertem Schwarz sondern sind durchgezeichnet; selbst die Glasfassade bietet Einblick in das unbeleuchtete Innere und zeigt so in der Umkehrung die Offenheit zum Meer.
Gruppe B: Platz 3
Kristina P.
Schule: Gymnasium am Mühlenberg Bad Schwartau
Motivwahl: Dienstgebäude Deutsche Bundesbank, Lübeck
Einziges auf s/w Darstellung reduziertes Bild, Baujahr recherchieren, keine digitale/Negativ Daten – vorhanden abzufragen.
Bildtext der Teilnehmerin stimmt mit der Komposition des Motives auf dem Foto und der Darstellung der markanten Gebäudeteile überein. Der.geschwungene Gestus der runden Ziegelwand, kontrastierend zu zwei planen, voreinander liegenden Wandscheiben, sind als charakteristische Gestaltmerkmale der Fassade, bildnerisch herausgearbeitet worden. Die Reduktion auf Schwarzweiß betont die gebaute Form, ohne durch Farbe abzulenken; dennoch bleibt die Materialität des Gebäudes ablesbar. Die Konzeption des Bildes spielt nicht mit Effekten; sachlich-unspektakulär wird ein bauliches Detail heraus präpariert und vorgetragen.
Gruppe B: Lobende Erwähnung
Carla E.
Schule: Integrierte Gesamtschule Bad Oldesloe
Motivwahl: Sporthalle Bad Oldesloe
Künstlerische Verfremdung einer Detailaufnahme in hoher, sensibler Umsetzung. Das Bild ist ein gelungenes Beispiel dafür, was passiert, wenn man sich aus den gewohnten Bedeutungskontexten ver-rückt. Man gelangt zu neuen interessanten Perspektiven. Der ungewohnte Blick lässt den Strukturaufbau und Farbnuancen eines Fassadenaufbaus zu einer Wiederspiegelung der inneren Befindlichkeit des Betrachters werden.
Andere Kategorie: Fotokunst, die Architektur nur zum Anlass nimmt und nicht zum Gegenstand hat.
Gruppe B: Lobende Erwähnung
Younes Adam T.
Schule: Max-Planck-Schule
Motivwahl: Ausschnitt IHK Kiel
Fotografie/Motiv und Begründung des Teilnehmers stimmen überein und zeigen konzeptuelles Denken: der Fotografen genügt nicht oberflächlich bildliches Erfassen des Gebäudes, er nutzt konstruktive Merkmale des Gebäudes zur Schaffung einer formal-abstrakten Bildkomposition aus Linien und Flächen.
Das überzeugte die Jury, besonders in Hinblick auf das Alter des Teilnehmers, eine lobende Erwähnung auszusprechen.
Gruppe B: Beispielhafte Erwähnung
Johanna M.
Schule: Leibnitz-Gymnasium Bad Schwartau
Sehen ist wissendes Sehen. Die Fotografin schreibt, der Stuhl verkörpere die Kreativität der im dahinter liegendem Gebäude Tischlerei. Diese Beziehung ist weder durch den Stuhl noch in der dahinter gelegenen zeitgemäßen aber beliebig wirkenden Gewerbearchitektur ablesbar. Der Stuhl sieht aus wie ein Stuhl eben aussieh, nur eben überdimensional vergrößert. Niemand soll auf ihm sitzen, es ist ein Werbeträger, der in dieser uniformen Umgebung von Gewerbebauten und Einfamilienhäusern als Landmarke Orientierung schafft.
Ein dramatischer Himmel, der sich über dem Nebeneiander von EFH, Werbeträger und Gewerbebau spannt, klammert eine surreal anmutende Realität, die die Fotografin wohl unterbewußt gespürt hatte, jedoch nicht benennen konnte. Sie hätte Ihr Bild dann explizierter vortragen können, z.B. durch ein klar formuliertes dokumentarisches Vorgehen, selbst mit einfachsten fotografischen Mitteln. Leider hat das Bild nur allergeringste „Fotohandy-Qualität“. Sehr schade, ist es doch eines der wenigen eingereichten Beispiele, die einen inhaltlich-analytischen bzw. dokumentarischen Ansatz verfolgt hatten.
Bernd Perlbach: Ich persönlich halte es für sehr wichtig, dieses Bild zu erwähnen, und zwar:
- Gute Bilder bedürfen nicht ausgefeilter Kameras, allerdings sollte der Fotograf schon wissen, was „Bildauflösung“ bedeutet.
- Die meisten Bildbeispiele sind eher formalistisch, sie spielen ästhetisch-vordergründig mit dem Gebäude. Bildgebende Linien sind nur seltens „konstruktiv“ durch die Architektur begründet, sie machen auch nicht konstruktive Merkmale des Gebäudes deutlich.
- Gebäude erfüllen menschlich-individuelle, soziale, merkantile und andere Funktionen. Auch diese sollten in Architekutbildern ablesbar sein. Es soll nicht der Topos gefördert werden, dass eine vor einem Hochhaus nach oben gerichtete Kamera schon automatisch ein „Architekturbild“ liefert. Architekturfotografie hat auch eine inhaltliche Dimension.
Auch wenn dieses Bild ungekonnt und auch „nolens volens“ ist, betrachte ich es als ein Exempel zur Verdeutlichung einer „Marschroute“.
Preiskategorien:
- 1. Preise, Gruppe A u. B
je 1x Fotokamera- Preis max. 250 EUR und je 1x DVD „Das Photoshop-Training für digitale Fotografie“ je 24,90 EUR - 2. Preise Gruppe A u. B
Je 1x DVD „Das Photoshop-Training für digitale Fotografie“ je 24,90 EUR und je 1x ein Jahrbuch S-H - 3. Preise Gruppe A u. B
Je 1x DVD „Das Photoshop-Training für digitale Fotografie“ je 24,90 EUR - 4x Lobende Erwähnung
je 1x ein Jahrbuch S-H
In der Anlage können Sie den Flyer einsehen.